Dienstag, 22. Februar 2011

Flugzeugabstürze 1943 und 1944

Während des Zweiten Weltkriegs stürzten in der Umgebung von Hambühren ein englisches sowie zwei amerikanische Flugzeuge ab.


18. Oktober 1943

Am 18. Oktober 1943 um 17.08 Uhr startet die Lancaster W4240 mit der Kennung PO-A von Bottesford, England, aus in den Abendhimmel. Der Bomber gehört zur 467 Squadron der RAAF (Royal Australian Air Force) und steuert mit seiner tödlichen Fracht von einer 4.000lb (ca. 1.800 kg) Luftmine sowie 104x 30lb (ca. 14 kg) und 1.260x 4lb Brandbomben Richtung Hannover. Von den 16 gestarteten Maschinen kommt nur eine nicht zurück...

Lancaster
Um 20.30 Uhr wird die Lancaster abgeschossen und geht ca. 3 km nordwestlich von Rixförde herunter. Von der siebenköpfigen Besatzung kann sich nur einer retten: der Bombenschütze S. H. Hollerin. Er berichtet später über den Abschuss folgendes:
"Being the Bomb Aimer in the aircraft I was the first to leave. When I left the Flight Engineer was behind me with his chute on, and he was waiting to follow me out. I thought he would have been able to follow me immediately. I know no more as regards the fate of the crew until told later by the Germans that they had all been killed. I was also shown a photo of Sgt Killan. The only conclusion I could draw was that the aircraft exploded after I left, and I don’t remember pulling my rip cord.”
("Als Bombenschütze war ich der erste der aussteigen sollte. Als ich sprang war der Flugingenieur mit angelegtem Fallschirm direkt hinter mir und wartete darauf, mir nach draußen zu folgen. Ich dachte, er könnte mir unmittelbar folgen. Über das Schicksal der Crew wußte ich nichts bis mir die Deutschen später sagten, dass alle anderen umgekommen sind. Sie zeigten mir auch ein Foto von Sgt. Killan. Die einzige Erklärung für mich ist, dass das Flugzeug explodiert sein muss nachdem ich ausgestiegen bin, und ich kann mich nicht daran erinnern, die Reißleine gezogen zu haben.")

Die sechs anderen Besatzungsmitglieder: Frank Sydney Davenport (Pilot, 27 Jahre, geb. 2. Jan. 1916), John Robinson Fisher (Navigator), Sgt. Frederick George Beardwell (Wireless Operator Air Gunner, 35 Jahre), Sgt. Frederick George Newton (Flight Engineer, 20 Jahre), Sgt. Thomas Jackson Clark (Mid Upper Gunner) und Sgt. John Leslie Killan (Rear Gunner, 31 Jahre) kamen ums Leben. Ihre sterblichen Überreste wurden auf dem Soldatenfriedhof in Hannover bestattet.

Auf der Internetseite eines englischen Auktionshauses habe ich durch Zufall den Nachlass des bei diesem Absturz umgekommenen Sgt. John Leslie Killan entdeckt. Er beinhaltet u. a. eine silberne RAF Medaille mit Schachtel und den „Air Crew Europe Star“. Die Benachrichtigungen über den Tod und die Todesumstände Killans sowie der Brief seiner Witwe über den Erhalt der Medaillen werden ebenfalls versteigert.


Auktions-Beschreibung (Lot 925):
A WWII medal group comprising 1939-45 star, Air Crew Europe star, Defence medal, also a silver RAF medal in box of issue and a quantity of letters relating to the death of Sergeant John Leslie Killan of the RAF who failed to return from air operations on the night of 18/19 October 1943, together with a letter from the widow of Sergeant Killan stating that these medals were received after the death of her late husband (Illustrated). Estimate: £100.00 - £150.00



8. Mai 1944

Am 8. Mai 1944, morgens, startete von England aus die 732nd Bomber Squadron, 453rd Bomber Group, Heavy, zu ihrer 49. Mission in Richtung Deutschland mit dem Ziel Braunschweig.
Eines dieser Flugzeuge, der schwere Bomber B-24 Liberator „Choo Choo Baby“ wurde von Pilot Lts. Witton geflogen. Um 10.30 Uhr kam es zu einem Luftkampf mit deutschen Jägern, wobei dieser Bomber abgeschossen wurde. Er ging ca. 1 km nordöstlich von Ovelgönne herunter. Dabei kamen zwei der Besatzungsmitglieder ums Leben: Staff Sergeant Manuel A. Ramirez und Technical Sergeant Roy L. Pryor. Die übrigen acht Besatzungsmitglieder gerieten in Gefangenschaft.

B-24 Liberator
Der Bomberverband, mit dem Ramirez und Pryor unterwegs waren, wurde von Jagdflugzeugen eskortiert. So auch von einer P-51 B „Mustang“ mit dem Piloten Alan Carl Porter.
Alan Carl Porter, am 2. November 1918 in New Castle, Delaware (USA), geboren, studierte von 1940-1943 an der Universität von Delaware Ingenieurwesen und ging dann zur US Air Force. Er gehörte der 8th Air Force, 359th Fighter Group, 370 Fighter Squadron, an, die während des Zweiten Weltkriegs auf dem East Wretham Field, Norfolk, in England stationiert war. Anfangs war er der Besatzung einer P-47D zugeteilt und stieg dann im April 1944 auf die P-51B um.
Am 8. Mai 1944 startete 2nd Lieutenant Alan Carl Porter mit seiner Maschine in Norfolk, England, um den Bomberverband auf seinem Flug nach Deutschland zu eskortieren. Gegen 11 Uhr stürzte er mit seiner Maschine ca. 3 km nordwestlich des Bahnhofs in Hambühren ab. Er überlebte nicht.

P-51 "Mustang" und der Pilot Alan Carl Porter

Alan Carl Porter starb, wie seine beiden Kameraden Ramirez und Pryor, an diesem 8. Mai, genau ein Jahr vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sein Leichnam wurde auf dem Friedhof in Winsen/Aller beerdigt. 1960 wurden seine sterblichen Überreste in die USA überführt und auf dem Heldenfriedhof „Henlopen Memorial Park“ in Delaware beigesetzt. Manuel A. Ramirez und Roy L. Pryor fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem amerikanischen Soldatenfriedhof Neupre in den belgischen Ardennen.

Quellen, u.a.: Informationen von Jens-Michael Brandes (www.fliegerschicksale.de); http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=10336850


Spurensuche

Leider gibt es widersprüchliche Angaben über die Absturzstellen, da sie damals nicht genau ermittelt wurden. Nach Augenzeugenberichten und auf Grundlage der im Buch "Muna Hambühren" von Rainer Fabisch auf Seite 54 abgebildeten Karte, habe ich mich auf die Suche nach den möglichen Absturzorten gemacht - jedoch leider ohne Erfolg.

Die am 8. Mai 1944 abgeschossene Mustang P-51 von Alan Carl Porter ist definitiv nördlich der damaligen Reichsstraße 214 im Wald gegenüber dem ehem. Schacht Hambühren niedergegangen - unweit des noch heute existierenden Luftschutzbunkers. Ein Augenzeuge berichtete mir, dass durch den Absturz kein Krater entstand. Meine erste Annahme, dass ein in der Nähe befindlicher Teich die Absturzstelle gewesen sein könnte, ist damit nicht richtig. 

4 Kommentare:

  1. Hallo,

    gut recherchiert!

    Der Krater ist für eine P-51 viel zu groß. Im Verdener Raum gibt es eine P-47 Absturzstelle mit ungefähr gleichen Bodenbedingungen wie auf den Fotos, anmoorige Wiese, etwas jüngerer Baumbestand. Dort beträgt der der ovale Krater maximal 3x4 Meter, ebenfalls mit Grundwasser vollgelaufen. Der Ursprungskrater wird noch kleiner gewesen sein da es 1946 und in den 1980iger Jahre Bergungen am Krater gab. Hier im Hambührener Fall könnte es eher sein, dass eine B-24 mit voller Bombenlast abstürzte und explodierte.

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  2. Hallo,

    die Absturzstelle ist laut des "Missing Air Crew Reports" eindeutig. Hier heißt es: 1km NW. of Ovelgoenne, Country: Celle Hannover. Hierbei handelt es sich um die Liberator des Piloten R. Witton mit der Seriennummer: 42-52298.

    Gruß,
    A. Seifert

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  3. Ergänzung...

    Der Pilot (Rüdiger von Kirchmayr, 5. Staffel des Jagdgeschwader 1, der damals auf deutscher Seite die Liberator (B-24) abgeschossen hat macht zur Ortsangabe folgende Angaben:

    05 Ost S/EA NW Celle (diese Angaben beziehen sich auf eine damals eingesetzte Navigationskarte, die 5 gibt wohl den Sektor an, wofür S/EA steht entzieht sich meiner Kenntnis. Kann hier jemand einspringen und die Frage beantworten?

    Vielen Dank.
    A. Seifert

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  4. Ein Augenzeuge berichtete mir (wie jetzt auch im Beitrag zu lesen ist), dass es sich bei dem Teich auf keinen Fall um die Absturzstelle handeln kann. Daher habe ich die Fotos mit der von mir vermuteten Absturzstelle wieder entfernt.

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