Donnerstag, 31. Januar 2013

Johannisbier

Wieder einmal rein zufällig bin ich auf etwas gestossen, das mir bislang noch nicht bekannt war: das sogenannte „Johannisbier“. Dieses „Johannisbier“ ist wohl als Johannisfest zu verstehen, das man am Johannistag (24. Juni) feierte. Die Wurzeln dieses Festes reichen scheinbar bis in Mittelalter zurück. In Hambühren hat man das Johannisbier zumindest bis in die 1850er Jahre gefeiert, wenn nicht sogar länger, aber dazu finden sich leider keine Quellen.

Was man in der Literatur zum Johannisbier und zu Hambühren finden kann, möchte ich im folgenden kurz vorstellen.

 [...] Ebenso wird in Hambühren bei Celle noch das sogenannte Johannisbier gehalten, bei welchem die Bauern zusammenkommen und sich, die Alten durch Trinken, die Jungen durch Tanzen, ergötzen. [...]

Aus „Das festliche Jahr“ von Frhr. von Reinsberg-Düringsfeld, Verlag Otto Spamer 1863.

Das „Deutsche Rechtswörterbuch“ gibt über das Johannisbier folgende Auskunft:


[...] Feier am Johannistag (24. VI.). die Ungezogenheiten, welche bey dem Johannisbier und in den winterspinnstuben... begangen werden... sollen die obrigkeiten... nicht gestatten. 1775 Brschw.Wolfenb.Promt. I 248. [...]


Dieser Eintrag aus dem Deutschen Rechtswörterbuch lässt vermuten, dass es bei dieser Feier wohl oft recht munter zugegangen sein muss, was nicht überall gern gesehen wurde. So ist über das ehemalige Amt Eich bei Braunschweig - also ganz in unserer Nähe - folgendes zu lesen:

[...] Es hatten sich jedoch auch dabei manche Mißbräuche eingeschlichen, so daß nun amtlich im Jahre 1713 kundgetan wurde: „Erstens sollen dieselben Knechte, wenn sie ein Johannisbier trinken wollen, sich vorher beim Amte anmelden und diese Verordnung erwarten. Zweitens sollen sie solches Gelag nicht auf einen Fest- oder Sonntag, sondern in der Woche anfangen. Drittens sollen sie nicht über drei Tage trinken, wie ihre Brotherren sich beschweren, daß sie die ganze Woche herdurch mit Saufen zubringen und nicht arbeiten wollten. [...]

Aus „Braunschweigische Heimat“, Bände 42-47, Braunschweigischer Landesverein für Heimatschutz 1956.

Eine im Jahre 1767 von Herzog Carl von Braunschweig und Lüneburg erlassene Verordnung gegen „verschiedene Unordnungen auf dem platten Lande“ befasst sich ebenfalls mit dem Johannisbier. Darin heißt es unter anderem: Jungen Leuten wird Anlaß gegeben „zu einer liederlichen und ärgerlichen Aufführung“, insbesondere dei „Fastnachts-Schwärmereyen“. Auch werden „bey dem Johannis-Bier, und in den Winter-Spinnstuben von den dahin zusammen kommenden Knechten und Mägden viele Ungezogenheiten begangen, unziemliche Lieder gesungen, und schandbare Handlungen vorgenommen“.

Und auch im Buch „Opfergebräuche“ von Ulrich Jahn (1884) findet sich ein Hinweis auf das Hambührener Johannisbier: ...in Hamburn bei Zelle wird er (Johannistrunk) durch das Johannisbier ersetzt.

Für mich ist erstaunlich, dass dieses Hambührener Fest derart bekannt war, dass es sogar in die Literatur Einzug gehalten hat. Noch mehr wundert mich allerdings, dass ich selbst vorher noch nie etwas darüber gehört oder gelesen habe. Bleibt die Frage, warum bzw. seit wann dieses Fest in Hambühren nicht mehr gefeiert wird. Vielleicht hat noch irgend jemand weitere Informationen dazu? Für jeden Hinweis dazu bin ich dankbar. 


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