Samstag, 10. Januar 2015

Der Fuhsekanal

Jeder kennt ihn: den Fuhsekanal. Sei es von Wanderungen oder Radausflügen entlang seiner idyllischen Ufer, oder sei es vielleicht eher von der Waldwirtschaft „Alter Kanal“ (wie der Fuhsekanal auch genannt wird) in Wietzenbruch.
Doch wer weiß heute noch um die Entstehung des Fuhsekanals und um die Gründe für seine Erbauung? Wer würde vermuten, dass dieser Kanal bereits vor fast 250 Jahren angelegt wurde! Im Folgenden soll nun auf den Bau des Fuhsekanals etwas ausführlicher eingegangen werden.

Alte Postkarte mit Kanalmotiv und dem Kanalhaus in Wietzenbruch

Am Zusammenfluss von Fuhse und Alter Aue, nördlich von Nienhagen, beginnt der Kanal. Von hier fließt er nach Nordwesten, vorbei am südlichen Stadtrand von Celle und durch den heutigen Stadtteil Wietzenbruch nach Hambühren. Nördlich von Hambühren mündet der Kanal schließlich in die Aller. Ausschlaggebend für den Bau des Fuhsekanals waren zwei Faktoren:
Zum einen wollte man die immer wiederkehrenden Fuhsehochwasser und die damit einhergehenden Überschwemmungen in Celle südwestlich um die Stadt herum in die Aller ableiten, zum anderen wollte man das Wietzenbruch entwässern.

Begonnen wurde mit dem Bau des rund 11,5 km langen Kanals vor fast 250 Jahren, genauer im Jahr 1766. Ein Artikel von Günter Gebhardt aus dem „Heimatkalender für die Lüneburger Heide 2012“ gibt Auskunft über die damaligen Ereignisse. Der Anstoss für den Bau geschah auf Erlass Königs Georg III., der „die Ausführung eines projectirten Wasser-Canals von der Fuhse bey Nienhagen biss in den Aller-Strohm bey Hambühren allergnädigst genehmiget und befohlen habe.“ Es wurde weiter angeordnet „die Grabe-Arbeit solle von den Communen und Unterthanen ohnentgeltlich ausgeführet werden und dass Seyne Majestät entschlossen sey, einen Zuschuß aus Höchstderoselben hiesigen Cassen mildest landesväterlich zu verwilligen.“

Die Beaufsichtigung der Bauarbeiten oblag einem Ingenieurleutnant Schneider. Für die zu erledigenden Erdarbeiten, das Setzen von 88.100 Uferpfählen, den Bau von zwei Stauschleusen und drei Brücken errechnete er einen Kostenanschlag von 124.631 Reichstalern.
Der Kanal erhielt eine obere Breite von 18 Fuß (ca. 5,5 m) und eine mittlere Tiefe von vier Fuß (ca. 1,20 m). Die Grabearbeiten geschahen im Rahmen der Landfolge durch 660 Mann des Amtes Meinersen und 410 Mann der Vogtei Ütze. In den letzten Abschnitt des Kanals bezog man den Adamsgraben ein, indem man für beide ein gemeinsames neues Bett grub. Ersichtlich ist dies aus dem gekrümmten Verlauf ab der Bocksbrücke (Hambühren/B 214), während der Kanal weiter östlich gerade verläuft.

Bei den drei Brücken handelt es sich um die Brücke der Hannoverschen Heerstraße, um die sogenannte Rote Brücke der Straße im Wietzenbruch nach Fuhrberg und die schon genannte Bocksbrücke. Es waren allesamt Holzbrücken, von denen die Bocksbrücke in Hambühren erst im Jahr 1930 durch einen Betonbau ersetzt wurde. Am Ostrand von Hambühren entstand 1795 zusätzlich noch eine Steinbrücke, die bis heute erhalten ist, und die als älteste Rundbogenbrücke im Landkreis Celle gilt.

Die im Jahr 1795 erbaute Rundbogenbrücke am Ostrand von Hambühren I
Foto © Hans-Jürgen Huber

Interessant ist in diesem Zusammenhang das Ersuchen der Gemeinde Hambühren aus dem Jahr 1851, als man sich um die Errichtung einer Wassermühle zwischen Bocksbrücke und der Kanalmündung in die Aller bemühte, da dort das größte Gefälle des Wasserlaufs bestand. Obwohl Hambühren bei diesem Vorhaben von sechs allerabwärts gelegenen Gemeinden unterstützt wurde, kam es nach Gutachten und Gegengutachten zur Ablehnung des Antrages.
Einige Jahre später (1864) beantragte der Hambührener Ökonom Eicke die Anlage einer Sägemühle an diesem Platz, aber auch dieses Ersuchen wurde abgelehnt, und zwar mit dem Argument, dass Eicke braunschweigischer Staatsbürger sei...!

Eingangs fand das Kanalhaus schon kurz Erwähnung. Entlang des Fuhsekanals entstanden zwei Kanalhäuser: eines bei Bennebostel (auf das ich hier nicht näher eingehen will) und eines nördlich der sogenannten Roten Brücke im Wietzenbruch, das heute als Gaststätte „Alter Kanal“ bekannt ist. Diese Gebäude waren die Dienst- und Wohnhäuser der Kanalwärter. Von 1769 bis 1908 versahen sie ihren Dienst, indem sie Schäden am Kanalufer und an den Bauwerken meldeten und selbst auch Versandungen und Verkrautungen im Kanal beseitigen mussten. Auch hatten sie bei Hochwasser die Schütze zu ziehen oder auf Anweisung das Wasser zu stauen.

Das ehemalige Kanalwärterhaus als Postkartenmotiv in den 1920er Jahren


Postkarte aus den 1930er Jahren

Eine weitere Aufgabe war es, die Ufer auf einer Breite von 3 Meter frei von Bewuchs zu halten, doch dabei wurden wohl gern beide Augen zugedrückt. Dies zeigte sich z. B. um 1860, als Anlieger sich um die Nutzung der inzwischen stattlich herangewachsenen Bäume stritten.
Der Recherche von Günter Gebhardt zufolge versah von 1812-1840 ein gewisser Ahrbecker, 1850 der Infanterist Heinrich Wöhler und 1880-1908 ein Herr Haupt den Dienst im Wietzenbruch. Wie dem folgenden Zeitungsartikel zu entnehmen ist, wurde die Pflege des Kanals in den folgenden Jahren immer mehr vernachlässigt - was nicht zuletzt auch der Abschaffung des Kanalwärteramtes zuzuschreiben sein dürfte.

Zeitungsausschnitt aus dem Jahr 1930
(von Wolfgang Bartelt zur Verfügung gestellt)

Die folgenden Fotos, die mir von Wolfgang Bartelt zur Verfügung gestellt wurden, zeigen den Fuhsekanal nördlich der Bocksbrücke im Jahr 1940. Man erkennt sehr schön, dass zu dieser Zeit die Uferbereiche noch weitgehend strauch- und baumlos gehalten wurden:

Der Fuhsekanal nördlich der Bocksbrücke im Jahr 1940
Foto von Wolfgang Bartelt
Der Fuhsekanal nördlich der Bocksbrücke im Jahr 1940
Foto von Wolfgang Bartelt
Hochwasser 1940
Foto von Wolfgang Bartelt

Der Fuhsekanal im Januar 2015
Die Uferbereiche sind zum Teil stark beschädigt
Hier gibt es noch einiges zu tun...


Heute ist die Vegetation viel weiter an das Wasser herangerückt und insofern hat sich das Bild des Fuhsekanals inzwischen sehr gewandelt. Trotzdem erfüllt er noch immer seinen Zweck - und das schon seit fast 250 Jahren! Doch bei näherer Betrachtung sind die Schäden an den Ufern des Kanals schon beträchtlich. An vielen Stellen sind Teile der Uferbefestigung weggespült und abgeknickte oder umgestürzte Bäume liegen am oder im Wasser. Hier muss dringend etwas getan werden, um noch größere Schäden und damit noch höhere Kosten zu vermeiden.


Eine Anekdote zum Kanal weiß Wolfgang Bartelt zu berichten: Sein Großvater hat Anfang der 1940er Jahre eine selbst konstruierte Holzbrücke über den Kanal gebaut. Doch nach noch nicht einmal 10 Jahren war sie schon wieder verschwunden - und ist es bis heute. Weshalb die Brücke nicht mehr existiert ist nicht bekannt. Doch dieses schöne Fotodokument ist erhalten geblieben und hält die Erinnerung daran bis heute lebendig:

Diese Holzbrücke hat der Großvater von Wolfgang Bartelt 1941 erbaut.
Sie führte bis 1948 über den Fuhsekanal.
Foto von Wolfgang Bartelt
Konstruktionszeichnung der Holzbrücke
Foto von Wolfgang Bartelt
Die Brücke ist schon längst verschwunden...

Quellen: Fotos eigene, bzw. wie angegeben. Textquellen wie angegeben.

1 Kommentar:

  1. Meine Frau und ich gehen jeden Sonntag am Fuhsekanal spazieren. Wir mögen diese Ufer sehr und es erfüllt uns jedes mal mit Freude.
    Werner Raumteiler

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