Mittwoch, 1. April 2015

Zeitbombe Altlasten: Millionenkosten kommen auf Hambühren zu!

Die im Auftrag der Landesregierung seit Beginn des Jahres 2014 durchgeführten Bodenuntersuchungen zum Auffinden von alten Bohrschlammgruben in Niedersachsen haben in Hambühren leider zu besorgniserregenden Ergebnissen geführt: Nun drohen gewaltige Kosten auf die Gemeinde zuzukommen.
 
Wie in den vergangenen Monaten immer wieder aus der Tagespresse zu erfahren war, haben Landkreis Celle und Zweckverband Abfallwirtschaft im Auftrag der Landesregierung seit geraumer Zeit umfangreiche Bodenuntersuchungen im gesamten Landkreis vorgenommen, um ehemalige Bohrschlammgruben aufzuspüren. Dabei wurde zunächst nur stichprobenartig vorgegangen, denn für flächendeckende Analysen fehlen schlicht die Finanzmittel: Eine einzige Bodenuntersuchung kann bis zu 10.000 € kosten! Doch allein diese ersten Stichproben haben zumindest in Hambühren schon voll ins Schwarze getroffen: Neben ernsthaften Bodenverunreinigungen rund um das ehemalige Ölfeld bei Rixförde wurde auch am ehemaligen Kalischacht „Prinz Adalbert“ in Ovelgönne Alarm geschlagen. Es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass eine gigantische Zeitbombe im Hambührener Untergrund tickt.
Mit den giftigen Bohrschlämmen wurde in der Vergangenheit nicht immer besonders verantwortungsvoll umgegangen. So wurde bis in die 1960er Jahre hinein oft in unmittelbarer Nähe zu den produktiven Bohrungen lediglich eine Grube ausgehoben, in die dann die giftigen Bohrschlämme geleitet wurden, um dort zu versickern. Später ging man dazu über, zentrale Bohrschlammgruben anzulegen. Nach Beendigung des Bohrbetriebs (z. B. auf dem Rixförder Ölfeld zu Beginn der 1970er Jahre) wurden diese kleineren Gruben meist lediglich mit Erde überdeckt und danach sich selbst überlassen. Man kann sich leicht vorstellen, dass dieser sorglose Umgang mit den giftigen Hinterlassenschaften keine endgültige Lösung sein konnte. Somit rückte bei den aktuellen Bodenuntersuchungen das ehemalige Ölfeld bei Rixförde mit seinen über 450 Bohrungen ganz besonders in den Fokus der Behörden.Und, wie eingangs schon erwähnt, wurde man dort bereits bei den ersten stichprobenartigen Untersuchungen fündig.

Entnahmestellen der bereits durchgeführten Bodenproben auf dem
ehemaligen Ölfeld Rixförde und am ehemaligen Schacht Prinz Adalbert

Doch abgesehen von der Tatsache, dass hier wohl noch hunderte ungesicherter und unentdeckter Bohrschlammgruben zu finden sein werden, ist ein noch viel gravierender Vorgang zu bedenken: Nachdem das Ölfeld bei Rixförde geschlossen wurde, hat man große Mengen Bohrschlamm von dort per Lkw nach Ovelgönne gekarrt, um diesen im ehemaligen Kalischacht „Prinz Adalbert“ kostengünstig zu entsorgen! Aus heutiger Sicht ein geradezu unglaublicher Vorgang, dem damals allerdings nur wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde. Mittlerweile sieht die Sache aber leider ganz anders aus. Mit der Versiegelung des Schachtes im Jahr 1995 schien zunächst ein endgültiger Abschluss mit der Schachtvergangenheit vollzogen, getreu dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“. Doch durch die aktuellen Bodenuntersuchungen wurde man leider eines besseren belehrt. Diese lassen nämlich auf eine Durchsickerung der maroden Schachtwände mit den giftigen Rückständen aus dem Bohrschlamm schließen, denn das Erdreich in unmittelbarer Nähe zur Schachtwand weist inzwischen eine erhebliche Belastung mit z. B. Stärke, Schwerspat, Natronlauge und diversen ölhaltigen Rückständen auf.

Im Sommer 1971 wird Bohrschlamm vom Rixförder Ölfeld in den Schacht gekippt.
(Bildquelle: Heft "Entstehung von Ovelgönne" von R. Fabisch)

Wieviel Bohrschlamm damals genau in den Schacht gekippt wurde, lässt sich heute nicht mehr mit letzter Sicherheit sagen. Fakt ist jedoch, dass zum Zeitpunkt der Schachtversiegelung (1995) keine Kontaminierung des Bodens festgestellt wurde – heute jedoch, 20 Jahre später, ist das Erdreich rund um den Schacht stark belastet. Wie ich aus zuverlässiger Quelle erfahren habe, beschäftigt man sich zurzeit im Hambührener Rathaus mit dem Worst-Case-Szenario, dass nämlich eine umfassende Schachtsanierung und -öffnung wohl unumgänglich sein wird. Der im Schacht lagernde Bohrschlamm muss aus der Tiefe geholt und auf einer Sonderdeponie endgelagert werden. Bürgermeister Herbst ist sich sicher, dass die Wintershall, die den Bohrschlamm einst im Schacht entsorgen ließ, wohl den Großteil der Bergungs- und Lagerungskosten tragen muss. Es ist allerdings anzunehmen, dass darüber letztlich die Gerichte entscheiden werden – was sicher Jahre wenn nicht Jahrzehnte dauern wird. Diese Zeit hat Hambühren jedoch ganz und gar nicht, denn die Probleme mit dem kontaminierten Boden sind jetzt akut und können nicht auf die lange Bank geschoben werden.Vorsichtshalber wurden deshalb bereits jetzt schon diejenigen Grundeigentümer von der Gemeinde benachrichtigt, deren Grundstücke in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Schachts bzw. genau darüber liegen. Man munkelt, dass mit der Schachtöffnung bereits im dritten Quartal 2015, also im Juli oder August, begonnen wird.

Abgeholzter Wald zwischen Neubaugebiet Versonstraße und Ahornallee
(Foto: eigenes, März 2015)

Weiterhin stellt sich die Frage, wie mit dem Neubaugebiet Versonstraße umgegangen werden soll. Ganz aktuell wurden in den vergangenen Wochen bereits die Bäume zwischen Neubaugebiet und Ahornallee gefällt, um die nächste Ausbaustufe des Baugebietes in Angriff zu nehmen. Ob der weitere Ausbau in Hinsicht auf die neuen Erkenntnisse nun überhaupt begonnen werden kann ist mehr als fraglich. Denn dass hier zumindest Teile des Bodens kontaminiert sind ist relativ sicher. Und selbst die bereits während der ersten Ausbaustufe bebauten Grundstücke werden nun wohl noch einmal einer genaueren Prüfung unterzogen werden. Im schlimmsten Fall müsste auch dort eine teure und extrem aufwändige Bodensanierung stattfinden.

Um die gewaltigen Kosten nicht allein tragen zu müssen, werden die Celler Behörden deshalb vom Land Niedersachsen im Rahmen des sogenannten Altlastenprogramms eine Kostenübernahme von rund 75% beantragen. Und die Gemeinde Hambühren hat für den aktuellen wie auch den kommenden Haushalt jeweils eine „hohe sechsstellige Summe“ abgestellt, um mit den dringendsten Arbeiten rasch beginnen zu können.

Meiner Meinung nach sollte man diesen Umstand der wohl unumgänglichen Schachtöffnung nutzen, und diesen nach dem Ausräumen der kontaminierten Böden offen lassen. Eventuell bietet sich die Möglichkeit einer touristischen Nutzung des Schachtes. Dann könnten langfristig vielleicht sogar Gelder an die Gemeinde zurückfließen. Darüber sollte nachgedacht werden!


Quellen: Fotos eigene, soweit nicht anders gekennzeichnet. Informationen über die Bodenuntersuchungen zur Bohrschlammproblematik entstammen der Tagespresse, alles andere an diesem Bericht ist jedoch frei erfunden - es handelt sich hierbei um einen Aprilscherz!

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