Montag, 15. November 2010

Das alte Jagdhaus im Hahnengehege


Von Föhren umwogt ein Jagdhaus steht einsam in waldiger Düster wo man hört am Tag nur der Vögel Schlag und Nachts der Bäume Geflüster.
(Eintrag im Gästebuch des Jagdhauses aus dem Jahre 1853)

Mitten im Ovelgönner Forst, in der Gemarkung Hahnengehege, steht das alte Jagdhaus. Auf neueren Karten findet man es gar nicht, aber auf der Karte der preußischen Landesaufnahme von 1901 zum Beispiel ist es verzeichnet.

Neugierig ob es noch existiert, haben wir uns an einem sonnigen Tag auf die Suche begeben. Die alte Karte haben wir mit aktuellen Luftbildern verglichen und wussten somit also genau, wo wir zu suchen hatten. Nach einem herrlichen Fußmarsch auf breiten Waldwegen bogen wir schließlich in den Weg ein, an dem das alte Jagdhaus liegen sollte. Hier ging es nun auf einem wenig benutzten Weg in den Wald hinein und nach einigen Minuten erblickten wir durch die Bäume, gut versteckt im Wald, tatsächlich das Jagdhaus.


An einer wirklich idyllischen Stelle gelegen, umgeben von hohen Bäumen, steht es dort bereits seit seiner Erbauung im Sommer 1853. Es ist allerdings nicht mehr in seiner ursprünglichen Form erhalten. So brannte es zum Beispiel im Jahre 1941 bis auf die Grundmauern nieder, als englische Bomber massenweise Brandblättchen abwarfen.
Diese Brandplättchen wurden nachts über dem Wald abgeworfen. Sie bestanden aus mit einem Loch versehenen Zelluloidkarten, wobei jeweils zwei Karten aufeinander mit einem Stück Gaze dazwischen zusammengeklebt waren. Auf diese Gaze wurde angefeuchteter weißer Phosphor aufgetragen. Die Brandplättchen wurden feucht abgeworfen und entzündeten sich dann erst bei Sonneneinstrahlung durch Austrocknen.
Auf diese Weise wurde also der Wald rings um das Forsthaus in Brand gesetzt. Die Ehefrau des damaligen Försters erinnerte sich später daran, dass das alte schweinslederne Gästebuch gerade noch aus den Flammen gerettet werden konnte und somit bis heute der Nachwelt Auskunft über seine wechselhafte Geschichte und seine vielen Gäste gibt:

(Sachsenspiegel vom 31. Okt. 1952 aus der Celleschen Zeitung)

Am 30. März 1883 trug sich auch der spätere Besitzer des Guts Rixförde, Fritz Loesener, in dieses Buch ein.

Im Laufe der Jahre verfiel das Jagdhaus immer mehr, bis es schließlich 1987 restauriert wurde. Später folgte der Anbau der Terrasse und die Pflasterung mit Blaubasalt. Die vorläufig letzten Renovierungsarbeiten fanden 1999 bis 2000 statt und seitdem „leuchtet weithin das rote kleine Haus über das herbstliche Gelb des Pfeifengrases, über das Grün der Maikiefern“ (Otto Koke, Sachsenspiegel vom 31. Okt. 1952 aus der Celleschen Zeitung).



Quellen: Fotos eigene; Sachsenspiegel v. 31. Oktober 1952 aus der Celleschen Zeitung; Buch "Entstehung von Ovelgönne" von Rainer Fabisch

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