Montag, 22. November 2010

Die Sage vom Hambührener Schatz

Der Sage nach liegt im Wald zwischen Hambühren I und Celle, in der sogenannten „Hambührener Schweiz“, ein Schatz vergraben.


Vor vielen Jahrhunderten war genau an dieser Stelle das ursprüngliche Dorf Hambühren, damals noch Abbenburen genannt. Hier im Wald, nahe der Aller, standen einst die alten Höfe. Doch der ständige Westwind trieb immer wieder, jahrein jahraus, den leichten, fliegenden Sand aus dem Allertal ins Dorf, sodass die Äcker und Gärten mit der Zeit langsam versandeten. Es war abzusehen, dass auch die Gebäude im Laufe der Zeit zustürmen würden.

In einem alten Lied heißt es dazu:

De Wind, de weiht,
De Hahn, de kreiht,
De Sand fängt an to weihen.

De Wind, de weiht,
De Hahn, de kreiht,
Bald ligt dat Dörp in'n Sarge.

Den Bauern blieb also nichts anderes übrig, als ihre alten Wohnplätze zu verlassen. Sie brachen die Höfe ab und bauten sie weiter westlich wieder auf.

An das alte Abbenburen erinnert heute immer noch die Flurbezeichnung „Im alten Dorf“ an der Stelle, wo vormals die Höfe lagen.

Seitdem ist mehr als ein halbes Jahrtausend vergangen, doch die Sage vom Schatz in der Hambührener Schweiz hat die Zeit überdauert. Man erzählt sich bis heute, dass im alten Dorf an einer Stelle, die das „Geldloch“ heißt, ein Schatz vergraben liege. Nur beherzten Männern werde es gelingen ihn zu heben, wenn sie in einer mondhellen Nacht zur Geisterstunde von zwölf bis ein Uhr graben, ohne dabei auch nur ein einziges Wort zu sprechen! Auch einen pechschwarzen Hund müssten sie zur Stelle haben, der schließlich den Schatz aus dem Boden herauskratzen werde.

Vor langer Zeit sollen einige unerschrockene Männer versucht haben, den Schatz zu finden. Sie kamen bei Mondschein zur Mitternacht mit einem schwarzen Hund zum Geldloch und schaufelten eine tiefe Grube in den Sand. Als einer der Männer nach eifrigem Graben auf etwas Hartes gestoßen war, vergaß er jedoch das Gebot, bei seiner Arbeit kein Sterbenswörtchen zu sprechen. „Dor is hei!“ hatte er ausgerufen, und der Schatz verschwand auf der Stelle mit lautem Getöse im tiefen Abgrund.

Nie wieder hat seitdem jemand sein Schatzgräberglück in der Hambührener Schweiz versucht.


Im Buch "Die Flurnamen des Kreises Celle" von Paul Alpers und Friedrich Barenscheer aus den 40er Jahren ist über die Hambührener Schatzsage folgendes zu lesen:
[...] Hier wollten Schatzgräber um Mitternacht den Geldtopf heben. Er wird von einem schwarzen Pudel mit glühenden Augen bewacht. Durch eine eiserne Kette ist er an dem Geldtopf festgebunden. Ein Schimmel erschien um Mitternacht, aber nichts konnte die tapferen Männer erschrecken. Sie hatten ihre Lippen fest verschlossen, damit nicht ein unbedachtes Wort das ganze Werk vernichte. Sie taten eben den letzten Spatenstiche und konnten die Umrisse von dem Geldtopf schon erkennen, da war die Geisterstunde abgelaufen, und mit einem furchtbaren Donnerschlag waren Pudel, Schimmel und Schatz verschwunden.

Quellen (Auszug): Will-Erich Peukert "Niedersächsische Sagen V"; und wie angegeben

Donnerstag, 18. November 2010

Der Großbrand von 1857

Dieser Artikel aus der Celleschen Zeitung vom 1. Dezember 2007 über den Großbrand in Hambühren am 13. Oktober 1857 ist wirklich lesenswert:

Die Allertalbahn

Die Allertalbahn war eine Eisenbahnstrecke in Niedersachsen. Sie verlief entlang des Flusses Aller und verband Gifhorn über Celle, Schwarmstedt, Rethem/Aller und Wahnebergen mit Verden/Aller. Bei Wikipedia erfährt man dazu Folgendes:


Pläne zum Bau einer Strecke von Magdeburg nach Bremen durch das Allertal existierten schon seit 1866. Jedoch machte man sich erst in den 1890er Jahren an die konkrete Umsetzung. Der Westabschnitt von Verden über Wahnebergen und Schwarmstedt nach Celle wurde zwischen 1903 und 1905 eröffnet, der östliche Streckenabschnitt von Celle nach Gifhorn folgte 1913.


Im Bahnhof Oldau zweigte ein Anschlussgleis in östliche Richtung zum Kaliwerk Einigkeit II (Prinz Adalbert) in Ovelgönne ab, das Bergwerk bestand von 1905 bis 1925.


Im Bahnhof Südwinsen zweigte im westlichen Bereich ein Anschlussgleis zum Kaliwerk Steinförde ab, das Kaliwerk in Wietze-Steinförde wurde von 1907 bis 1923 betrieben. In Richtung Norden zweigte ein Anschlussgleis zum nahegelegenen Hartsteinwerk ab. Auf dem wurde u. a. Kalk für die Produktion transportiert.

Im Zuge der Errichtung der Lufthauptmunitionsanstalt I/XI Hambühren 1939 wurde ein Anschlussgleis zum Transport der Rohstoffe sowie der fertigen Munition erstellt. Es fädelte aus der Strecke in süd-östliche Richtung aus und verlief in einem engen Bogen in westliche Richtung. Es wurde nach 1945 wieder zurückgebaut.


Während der Berliner Luftbrücke wurde 1948 in Wietzenbruch ein Abzweig zur damaligen Royal Air Force Station Celle, dem heutigen Heeresflugplatz Celle, geschaffen.


Die Einstellung des Personenverkehrs auf dem westlichen Abschnitt erfolgte am 25. September 1966; der Güterverkehr Wietzenbruch bis Schwarmstedt endete am 31. Januar 1985. Zwischen Rethem und Ahlden ging der Güterverkehr noch bis zum 31. Januar 1981, zwischen Ahlden und Gilten bis zum 31. Dezember 1988. Von Verden aus verkehrten Güterzüge bis zum 28. Mai 1994 noch bis Rethem, und von Schwarmstedt nach Gilten bis zum 31. Dezember 1993. Weite Teile der Strecke wurden nach der endgültigen Stilllegung 1995 vollständig abgebaut. Zwischen Ahlden/Aller und Dörverden wurde der Bahndamm in einen Radweg umgewandelt, auf dem heute ein Abschnitt des Aller-Radwegs verläuft.

Im östlichen Abschnitt wurde der Personenverkehr am 27. September 1981 eingestellt, und die Strecke ist mittlerweile zu großen Teilen zurückgebaut worden.

Der Abschnitt vom Celler Bahnhof zum Militärflugplatz in Wietzenbruch wurde noch bis 2005 (ab 1998 durch die Osthannoversche Eisenbahnen) betrieben. Die bis dahin noch bestehende Trasse vom Celler Bahnhof bis zum Luftbrückendenkmal in Wietzenbruch und von dort mit einer Spitzkehre in Richtung des Flugplatzgeländes wurde 2007 zurückgebaut. Die Gleise auf bundeseigenem Gelände liegen noch, verfügen jedoch über keinerlei Anschluss an das öffentliche Schienennetz.


Dreharbeiten zum Film „Kongo-Express“ bei Offensen

Der Abschnitt der Allertalbahn zwischen Wienhausen und Offensen war 1939 Schauplatz für die  Außendreharbeiten zum Ufa-Film „Kongo-Express“. Alles Wissenswerte dazu findet sich hier.



Die Bahnstrecke bei Hambühren

Um die Jahrhundertwende wurde in und um Hambühren an der Bahnstrecke der Allertalbahn gebaut. Aus dieser Zeit ist ein Dokument erhalten, das 1904 von der Königlichen Eisenbahn-Direktion Hannover an den „Vollhöfner Herrn Hans Heinrich Rehwinkel zu Hambühren“ gesendet wurde:

Vorder- und Rückseite des Faltbriefes von 1904
Das Schreiben der Königlichen Eisenbahn-Direktion Hannover

Hannover, den 18. Mai 1904

Die Auszahlung der Entschädigung für die von Ihnen zum Bau der Nebenbahn Celle-Schwarmstedt abgetretenen Flächen kann erst nach beendigter ( ? ) zur Vermessung der Grundstücke herbeigeführt werden. Da diese noch längere Zeit in Anspruch nehmen kann, beabsichtigen wir, schon jetzt eine Abschlagszahlung in Höhe von etwa 3/4 der Entschädigung zu leisten, sobald Sie die abzutretenden Flächen von Lasten und Schulden freistellen und in das Grundbuch eine Vormerkung eintragen lassen, durch welche das Recht des Eisenbahnfiskus auf lasten- und schuldenfreie Auflassung der abgetretenen Flächen sichergestellt wird.
Die Eintragung dieser Vormerkung erfolgt gemäß §73 des Enteignungsgesetzes vom 11. Juni 1874 kostenfrei.
Ihrer gefälligen Mitteilung über die erfolgte Eintragung sehen wir entgegen.

Meine eigenen Erinnerungen an die Allertalbahn

Meine Erinnerung an die Allertalbahn – oder besser an „die Eisenbahn“ in Hambühren – beginnt Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre.


 Hier zwei weitere Fotos mit dem Bahnhof als Motiv. Sie stammen aus den 1950er oder 1960er Jahren:

Bahnhof und Zug mit Dampflok
Der Hambührener Bahnhof

Mit meinen Freunden war ich damals oft mit dem Fahrrad unterwegs, unser bevorzugtes Ziel war dann die „Todesbahn“: ein schmaler Waldweg mit unzähligen tückischen Wurzeln und einer tiefen Senke mittendrin, direkt an der Bahnlinie gelegen, im Wald zwischen der Grundschule und dem Bahnhof. „Todesbahn“ nannten wir sie, weil wir sie ständig mit höchstem Tempo gefahren und dabei nicht immer sturzfrei geblieben sind...!
Heute ist von der „Todesbahn“ nur noch ein kurzes Stück, nämlich die Senke übrig. Die restliche Strecke ist durch Bebauung oder Einzäunung mittlerweile nahezu vollständig verschwunden. Auch kommt mir die Senke, früher immerhin das von uns allen gefürchtetste Stück der „Todesbahn“, heute gar nicht mehr so schlimm vor, aber das wird wohl an der anderen, erwachsenen, Perspektive liegen...

Nach mehrmaligem Absolvieren der „Todesbahn“ sind wir dann oft an dieser Stelle (Senke) durchs Gebüsch hinauf zu den auf den Gleisen abgestellten Waggons gegangen. Ich kann mich an lange Reihen von düsteren, schwarzgrauen Kesselwaggons erinnern, die an dieser Stelle oft auf den Abstellgleisen standen. Etwas weiter in Richtung Bruchweg stand noch einige Zeit in einem umzäunten Gelände ein riesiger Gasometer (?) oder Tank und daneben eine kleine Wellblechhütte. Auch hier haben wir damals gern gespielt, aber schon lange ist von all dem nichts mehr vorhanden.


Ich kann mich auch noch daran erinnern, wie ab und zu die Schranken am Bahnübergang auf der Bundesstraße 214 geschlossen waren, weil ein Güterzug passierte. Es fuhren dann aber schon bald keine Züge mehr, und auch Waggons wurden nicht mehr abgestellt. Schließlich verschwanden die Gleise der Bahnlinie ab Mitte der 80er Jahre. Nur das Schotterbett blieb noch einige Zeit stummer Zeuge der Vergangenheit, auch meine ich mich daran zu erinnern, dass die Schrankenanlage und die Schienen in der Bundesstraße noch ein paar Jahre überdauert haben, bis auch sie schließlich komplett beseitigt wurden.


Wenn man sich den Bereich der ehemaligen Allertalbahn in und um Hambühren, also in etwa von Ovelgönne bis zum Adamsgraben in Wietzenbruch betrachtet, trifft man heute nur noch ganz vereinzelt auf Überreste dieser Bahnstrecke. Immerhin ist der Großteil des Bahndamms noch vorhanden und man kann auf und neben ihm durch Wald und Felder spazieren. Zwischendurch fehlt allerdings immer mal wieder ein Stück. Hier und da trifft man sogar heute noch auf steinerne Zeugen der Bahnlinie, denn ganz vereinzelt existieren noch einige wenige Kilometersteine. So z. B. ein Exemplar wenige hundert Meter vor der ehemaligen Eisenbahnbrücke über den Adamsgraben oder ein anderes Exemplar am Heidlandsweg an der Stelle, wo ihn die Bahnlinie einmal kreuzte. Einen anderen Kilometerstein, den ich vor einigen Jahren noch fotografiert habe, gibt es heute leider nicht mehr. Hier hat sich eine Biogasanlage bis auf das Gelände des ehemaligen Bahndamms ausgedehnt...

Dieser Kilometerstein steht zunächst noch auf freier Fläche. Rund 10 Jahre später
findet man ihn, versteckt inmitten dichter Vegetation, kaum noch.



Am Adamsgraben finden sich noch heute die Überreste beider Widerlager der ehemaligen Eisenbahnbrücke. Wie diese Brücke aussah zeigt das folgende Foto; außerdem schilderte mir Stefan Klingemann, der in seiner Jugend oft dort gespielt hat, deren Konstruktion:

Die Brücke über den Adamsgraben im Juli 1985 von der Celler Seite aus gesehen
Von der Konstruktion her waren es zwei lange I-Profile, die von einem Widerlager zum anderen lagen. Man sieht heute noch die Auflageflächen der beiden Träger. Die Träger waren mit Querstreben untereinander vernietet. Oben lagen Holzschwellen, auf welchen die Schienen verliefen. Zwischen den Schienen lagen Steinplatten, damit man nicht durchfallen konnte. Ein simples Geländer verlief rechts und links, ferner wurde das die Strecke begleitende Telefonkabel auf der südlichen Seite in einem dicken schwarzen Schutzrohr überirdisch in Höhe des Geländers über den Adamsgraben geführt. So sah es dort Ende der 70er Jahre aus.

In den 80er Jahren fielen/wurden durch Vandalismus immer wieder Steinplatten in den Graben geworfen, so dass es zu Löchern zwischen den Schwellen kam. Auch an den Geländern wurde wild herumgebogen. Eines Tages rückte ein Bautrupp der Bahn an, entfernte die restlichen Platten und das Geländer und nagelte Bretter zwischen die Schwellen. Das Kabel wurde in einen Kabelkanal aus Beton verlegt und führte etwa einen Meter oberhalb der Wasseroberfläche über den Adamsgraben. So sah es dann bis 1985 aus, bis die Brücke demontiert wurde.

Es folgen Aufnahmen aus den 1990er Jahren:

Interessant ist übrigens auch, dass sich der Verlauf der vor fast 25 Jahren abgetragenen Trasse noch heute in der Landschaft abzeichnet, wie man auf dem Luftbild gut sehen kann.


Das ehemalige Bahnhofsgebäude steht heute noch, allerdings macht es momentan einen eher verlorenen Eindruck. Auf dem Bahnhofsgelände selbst finden sich noch Reste des Bahnsteigs und einiger Rampen. Neben Schotterresten sind auch noch eine ganze Reihe alter Betonpfosten vorhanden, die von einem Geländer stammen. Ich nehme an noch aus der Zeit, als hier die Verladerampe der Munabahn war. Die Munabahn verband die einzelnen Bereiche der Lufthauptmunitionsanstalt Hambühren untereinander und verfügte über einen eigenen Gleisanschluss an die Allertalbahn. Damit war ein schnelles An- und Abtransportieren von Materialien bzw. Munition von und zur Muna gegeben.



Eine Fahrt mit dem Schienenbus von Celle nach Gifhorn im Jahr 1981 hat Stefan Schwarz fotografisch dokumentiert und mit Aufnahmen von Ralf Schwarz ergänzt. Zu sehen sind diese Aufnahmen hier: http://steinercelle.de/gifhorn/html/1981__im_schienenbus_von_celle.html


Quellen: sofern nicht anders angegeben eigene. Einen besonderen Dank an Axel Spille und Wilfried Pätzke für die Erlaubnis zur Verwendung ihrer Aufnahmen und an Stefan Klingemann für seine Schilderungen und das Foto der ehem. Brücke über den Adamsgraben.

Montag, 15. November 2010

Das alte Jagdhaus im Hahnengehege


Von Föhren umwogt ein Jagdhaus steht einsam in waldiger Düster wo man hört am Tag nur der Vögel Schlag und Nachts der Bäume Geflüster.
(Eintrag im Gästebuch des Jagdhauses aus dem Jahre 1853)

Mitten im Ovelgönner Forst, in der Gemarkung Hahnengehege, steht das alte Jagdhaus. Auf neueren Karten findet man es gar nicht, aber auf der Karte der preußischen Landesaufnahme von 1901 zum Beispiel ist es verzeichnet.

Neugierig ob es noch existiert, haben wir uns an einem sonnigen Tag auf die Suche begeben. Die alte Karte haben wir mit aktuellen Luftbildern verglichen und wussten somit also genau, wo wir zu suchen hatten. Nach einem herrlichen Fußmarsch auf breiten Waldwegen bogen wir schließlich in den Weg ein, an dem das alte Jagdhaus liegen sollte. Hier ging es nun auf einem wenig benutzten Weg in den Wald hinein und nach einigen Minuten erblickten wir durch die Bäume, gut versteckt im Wald, tatsächlich das Jagdhaus.


An einer wirklich idyllischen Stelle gelegen, umgeben von hohen Bäumen, steht es dort bereits seit seiner Erbauung im Sommer 1853. Es ist allerdings nicht mehr in seiner ursprünglichen Form erhalten. So brannte es zum Beispiel im Jahre 1941 bis auf die Grundmauern nieder, als englische Bomber massenweise Brandblättchen abwarfen.
Diese Brandplättchen wurden nachts über dem Wald abgeworfen. Sie bestanden aus mit einem Loch versehenen Zelluloidkarten, wobei jeweils zwei Karten aufeinander mit einem Stück Gaze dazwischen zusammengeklebt waren. Auf diese Gaze wurde angefeuchteter weißer Phosphor aufgetragen. Die Brandplättchen wurden feucht abgeworfen und entzündeten sich dann erst bei Sonneneinstrahlung durch Austrocknen.
Auf diese Weise wurde also der Wald rings um das Forsthaus in Brand gesetzt. Die Ehefrau des damaligen Försters erinnerte sich später daran, dass das alte schweinslederne Gästebuch gerade noch aus den Flammen gerettet werden konnte und somit bis heute der Nachwelt Auskunft über seine wechselhafte Geschichte und seine vielen Gäste gibt:

(Sachsenspiegel vom 31. Okt. 1952 aus der Celleschen Zeitung)

Am 30. März 1883 trug sich auch der spätere Besitzer des Guts Rixförde, Fritz Loesener, in dieses Buch ein.

Im Laufe der Jahre verfiel das Jagdhaus immer mehr, bis es schließlich 1987 restauriert wurde. Später folgte der Anbau der Terrasse und die Pflasterung mit Blaubasalt. Die vorläufig letzten Renovierungsarbeiten fanden 1999 bis 2000 statt und seitdem „leuchtet weithin das rote kleine Haus über das herbstliche Gelb des Pfeifengrases, über das Grün der Maikiefern“ (Otto Koke, Sachsenspiegel vom 31. Okt. 1952 aus der Celleschen Zeitung).



Quellen: Fotos eigene; Sachsenspiegel v. 31. Oktober 1952 aus der Celleschen Zeitung; Buch "Entstehung von Ovelgönne" von Rainer Fabisch

Mittwoch, 10. November 2010

Der vergessene Ort im Oldauer Wald


Wenn man dieser Tage, an denen das Laub der Bäume und Sträucher zu Boden fällt, den Allerradweg zwischen Hambühren und Oldau entlang wandert, gibt der Wald ein Geheimnis preis. An dieser Stelle befindet sich die Gemarkung „Lehmkuhlenteile“.
Der aufmerksame Beobachter hat nur in dieser Jahreszeit, wenn nicht dichtes Blattwerk den Blick versperrt, die Chance, diesen Ort überhaupt zu entdecken. Auf keiner Karte ist er verzeichnet und auch aus der Luft ist er nicht zu sehen.


Geht man also den Allerradweg entlang, so fällt einem vielleicht zufällig der einsame und unscheinbare Betonpfosten in unmittelbarer Nähe zum Weg auf. Ohne Bestimmung steht er seit Jahrzehnten an diesem Ort, allein. Kein zweiter Pfosten in der Nähe, auch keine Zaun- oder Drahtreste. Nun liegt es nahe einfach weiterzugehen. Ist man jedoch neugierig geworden und wirft einen genaueren Blick in den Wald, so wird sicher dem ein oder anderen etwas auffallen...


Schon reichlich zugewachsen, aber trotzdem gerade noch zu erkennen, führt ein alter Weg in den Wald hinein. Wer jetzt ohne Furcht vor Zecken oder sonstigem Getier diesen Weg unter seine Füße nimmt, der wird – wie wir – staunen, was sich dort im dichten Unterholz verbirgt!


Vom Allerradweg her nicht zu erkennen, offenbart sich dem Entdecker nun ein eigentümliches Gelände. Die Überreste zweier Schrankenanlagen und die ins Unterholz führenden alten Wege leiten ihn zu zwei noch recht gut erhaltenen Erdbunkern. Dazu finden sich überall vereinzelte Schächte und Rohrleitungen, die weit verstreut auf dem Gelände in und über der Erde seit Jahrzehnten der Witterung trotzen. Auch trifft man auf weitere Betonpfosten, die eine ehemalige Umzäunung vermuten lassen. Neben diesen unterschiedlichen Schacht- und Rohranlagen öffnet sich der dichte Wald hin zu einer großen, fast baumlosen, rechteckigen Fläche, die man auch auf heutigen Luftbildern gut erkennen kann. Auf einigen sehr detaillierten Karten ist diese Fläche als "Wochenendplatz" ausgewiesen.



Einen Hinweis auf die Geschichte dieses Ortes gab mir Hans Hövelmann aus Ovelgönne. Er erinnert sich daran, dass hier tatsächlich einmal Wochenendhäuser gestanden haben. Somit erklärt sich auch der Karteneintrag "Wochenendplatz".
Da diese Häuser jedoch ohne Genehmigung errichtet wurden, mussten sie bald schon wieder abgerissen werden. Die heute noch vorhandenen Überreste sind die letzten Überbleibsel davon.


Nur eines dieser Häuser hat die Zeit überstanden und steht noch heute etwas weiter nördlich am Allerradweg, gegenüber dem Teich (ehemalige Kiesentnahmestelle für die Muna Hambühren) im Allerbogen.